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Bericht aus BAUERNBLATT | 24. März 2018 | Text: Dr. Robert Quakernack

Maschinenpower Marke Eigenbau bei Sönke Berndsen

Erfindergeist in Generationen
Wer auf das Betriebsgelände des Lohnunternehmens Sönke Berndsen nach Havetoft im Kreis Schleswig-Flensburg fährt, erkennt schnell, dass hier nicht nur Maschinen im Einsatz sind, die in Montagehallen großer Landtechnikhersteller vom Band liefen. In vielen Geräten steckt eine Menge Erfindergeist,der im Unternehmen stark gefördert wird. Wenn Bauteile Geschichten erzählen könnten, hätte beispielsweise Berndsens Güllerührer Spannendes zu berichten. Den LKW, der als Gestell dient, schaffte der Betriebsleiter vor rund drei Jahren an. Der Rührarm selbst war zuvor ein klassischer Montagekran und die 400 kg schwere Schraube mit einem Durchmesser von 1,30 m trieb früher mal ein Schiff an. Grundsätzlich laufe die Konstruktion beim Rühren nach Berndsens Angaben sehr ruhig.

Wechselnde Funktionen
Der Kran besitzt einen eigenen MAN-Motor mit 200 PS. Eben soviel Power hat die aus Einzelkomponenten zusammengebaute Hydraulikanlage. Auch die Schlauchführung ist eine Eigenentwicklung. Am Rührer hat Berndsen eine Kabine installiert, die dank eines alten Staplermasts höhenverstellbar ist und so eine größere Übersicht bei der Bedienung ermöglicht. Darüber hinaus punktet die Maschine mit einem Schnellwechselsystem am Ende des 24-m-langen Armes.Der Rührer kann somit auch mit einem Greifer oder einer Greifschaufel ausgerüstet werden. Das dient beispielsweise zum Öffnen und Entfernen des Balkengerüstes von Biogasanlagen.

Familie von Tüftlern
„Für eine gründliche und effiziente Reinigung können wir mit unserem Greifer einen Hoflader am Grund von Anlagen absetzen“, erklärt Sönke Berndsens ältester Sohn Henrik, der nach seinen Berufsausbildungen zum Land- und Baumaschinenmechatroniker und zur Fachkraft Agrarservice mittlerweile im Betrieb mitarbeitet. Auch Berndsens zweiter Sohn Niels macht derzeit – nach erfolgreich bestandener Abiturprüfung – eine Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker bei derFirma Wüstenberg in Börm, Kreis Schleswig-Flensburg. Seine Freizeit verbringt er allerdings häufig in der Havetofter Werkstatt. „Niels Interesse und seine Fähigkeiten sind Hydraulik und Steuerungstechnik, was für unseren Betrieb sehr von Vorteil ist. Überhaupt reparieren wir meistens unsere Maschinen selbst, oder bauen sogar um, wenn nötig“, erklärt Sönke Berndsen. Die Faszination für Landtechnik und kreative Lösungen teilt also die gesamte Familie. Somit ist gesichert,dass der Erfindergeist auch in der nächsten Familiengeneration gepflegt wird.

Putzen und pressen
Sönke Berndsen hat ebenfalls eine technische Ausbildung. Bevor er 1987 die Firma auf dem Gelände des elterlichen Milchviehbetriebes gründete, lernte er den Beruf des Landmaschinenmechanikers. Als er mit seinem ersten Unimog mit aufgebautem Knickputzer loslegte, fragten ihn einige Zweifler zunächst, ob man damit überhaupt Geld verdienen könne. Doch davon ließ sich Berndsen nicht beirren. Zunächst reichten die Einnahmen zwar nur für den Nebenerwerb. Ab 1992 erweiterte Berndsen jedoch sein Dienstleistungsangebot um das Ballenpressen und -wickeln, und hängte seinen Lehrberuf schließlich „an den Nagel“. Seitdem erweiterte Bendsen sein Dienstleistungspalette kontinuierlich und auch die Zahl seiner Kunden und Mitarbeiter stieg stetig. „Mittlerweile haben wir vier Häcksler, mehrere Rund- und Quaderballenpressen, diverse LKW und einen Containerdienst,“ berichtet der Technikfan.Der Bau einer weiteren Maschinenhalle wurde notwendig. Doch als die Planung endlich stand, habe es noch drei Jahre gedauert bis die Baugenehmigung vorlag. 2015 war die neue Halle endlich fertig. „Eine Ausrüstung mit Photovoltaik war für diese neue Halle nicht mehr interessant“, schildert Berndsen. Auf eine 1998 erbaute Halle habe er noch eine 98-kW-Anlage mit Eigenverbrauch installieren können. Vor rund zwei Jahren seien dann 500 m² von der alten Halle abgeteilt und die Wände isoliert worden. So entstand eine weitere Werkstatt für den Stahlbau. Die alte Werkstatt sei langsam zu klein geworden. Wobei die neue aus Sicht der Berndsen-Söhne „eigentlich schon wieder zu klein“ sei. Beide Werkstätten sind mit Deckenkränen ausgestattet, was die Arbeiten erheblich erleichtere.

Digital aufgerüstet
Die Büroarbeit erledigt zu großen Teilen Christa Berndsen. „Sie hat das Rechnungswesen sehr gut im Griff“, freut sich der Betriebsleiter über die Unterstützung seiner Ehefrau. Für die Abrechnungen und das Flottenmanagement schafften Berndsens eine Spezialsoftware der Firma Betriko an. Damit könnten die Arbeits- und Betriebsstunden genau erfasst und digital übermitteln werden. Alle Fahrzeuge beziehungsweise Mitarbeiter sind dafür mit Tablets ausgerüstet. Bei 15 festen Mitarbeitern – darunter zwei Lehrlinge zum Landmaschinenmechaniker und zwei Meister – kommt eine Menge Verwaltung und Koordinationsarbeit zusammen.
Die Büroarbeit nehme stetig zu. Auch dafür mussten also neue Räume geschaffen werden. „2012 haben wir Container für Büro und Pausenraum aufgestellt, welche aber durch einen Neubau ersetzt werden sollen“, schildert Sönke Berndsen. Das sei zumindest „beizeiten“ angedacht.

Wickeln im Dezember
Das Havetofter Lohnunternehmen hatte im vergangenen Jahr – wie auch seine Kunden – mit schwierigen Witterungsbedingungen zu kämpfen. „Bis Mitte November wurde Mais gehäckselt und noch am 4. Dezember haben wir Rundballen gewickelt“, erinnert sich der Leiter des Familienunternehmens. Das sei in der Betriebsgeschichte bislang einmalig gewesen. Viele Maschinen arbeiteten 2017 an der Grenze des Machbaren.

Gelber Kraftprotz
Anders stellte sich die Situation bei Berndsens Stubbenfräse dar. Der kleine gelbe Kraftprotz ist seit vielen Wintern ein nachgefragter Spezialist für das Bearbeiten von Baumstümpfen. Berndsen beschreibt: „Früher hing die Fräse an einem Schlepper und wurde per Zapfwelle angetrieben. Das hat jedoch die Einsatzmöglichkeiten eingeschränkt.“
Seit rund zehn Jahren wird sie zügig per Anhänger zum Einsatzort transportiert und erreicht mit ihrem Minibaggerfahrgestell jeden Vorgarten mühelos.
Das mache die Maschine sowohl für Privatpersonen interessant, als auch für Städte und Gemeinden. Der Antrieb der Fräse ist hydraulisch, und natürlich – wie sollte es bei Berndsens auch anders sein – selbst konstruiert und zusammengebaut.